12. November 2024

Ende einer unnachahmlichen Funktionärsära…

Der Arterner Gerd Pillep übergibt nach 46 Jahren sein Präsidentenamt in jüngere Hände

Bericht: Manja Braunsdorf (AC Germania Artern e.V.)

Was für viele Arterner Ringkampfsportler und Sportfreunde in den neuen, wie auch alten Bundesländern und darüber hinaus auch bei befreundeten internationalen Sportfreunden undenkbar erscheint, ist nun tatsächlich wahr geworden. Gerd Pillep, seit fast 46 Jahren Vereinsvorsitzender des AC Germania Artern, hat seine Leitungsfunktion weitergegeben. Am 27.03.2015 fand in der Arterner Ringerhalle eine Mitgliedervollversammlung statt. Hier wurde neben der Abstimmung zur neuen Vereinssatzung auch der Vorstand neu konstituiert. Was für den Moment lediglich einen admistrativen Charakter hatte, war doch für alle an diesem Abend ein sehr emotionaler und kaum fassbarer Augenblick.

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Gerd Pillep lässig in den 60er-Jahren.

Die meisten Anwesenden, wie auch die Außenstehenden aus vielen befreundeten Vereinen, ehemalige Sportler, Funktionäre des einstigen DDR-Ringerverbandes und des DTSB der DDR oder der heutigen Landesportverbände in Sachsen-Anhalt und Thüringen, aber auch Sportfreunde beim Deutschen-Ringerverband und die Bewohner der Stadt und dem Landkreis können sich den Arterner Ringkampfsport ohne Gerd gar nicht vorstellen.

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Bei den Kreisjugendspielen als Hinweisgeber für die kleinsten Ringer.

Sind doch viele der auch heute noch im Verein Mitwirkenden mit Gerd groß geworden oder haben ihre Sportkarriere gemeinsam mit Gerd verbracht. Jeder kennt ihn, nicht zur im Trainigsanzug als Übungsleiter, an der Schreibmaschine oder dem Rednerpult, sondern auch mit viel Herzblut als Vermittler zwischen den Kulturen und Vereinen, Organisator von internationalen Jugendaustauschprojekten und Kindergartensportfesten, wie auch früher von nationalen, wie auch internationalen Ringkampfwettkämpfen und Wettkampfreisen bis ins russische Ufa oder heute bis nach Malta. Vielen Kindern und Jugendlichen wurde auf diese Weise und durch sein Engagement eine sinnvolle und aktive Freizeitbeschäftigung geboten und Reisen ermöglicht, die nicht immer selbstverständlich waren.

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Auch als Kampfrichter (1964) machte Gerd Pillep eine gute Figur.

Unnachamlich sind seine Auftritte am Rednerpult, ob spontan oder vorbereitet, Gerd erntete immer respektvollen und begeisterten Applaus.

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Gerd Pillep 1979 in seiner Funktion als DTSB-Vorsitzender.

Gerd, selbst einer sportlich aktiven Familie entstammend, wuchs schon früh in seiner Ringerkarriere in die Funktionärsebene hinein. Nachdem Vater Fritz, sowie Onkel Karl und selbst Großvater Karl (sen.) bereits im Verein aktiv als Sportler, Trainer und Vereinspräsidenten tätig waren, war Gerd schon frühzeitig bei den Mannschaftskämpfen, Gastbesuchen und dem Vereinsleben dabei. So war auch er auf der Matte aktiv als Sportler und Kampfrichter und übernahm schon mit 28 Jahren den Vorsitz im damaligen Verein BSG Motor Kyffhäuserhütte Artern einschließlich des Anfang der 70er Jahre folgenden Trainingszentrums Ringen. Dazu kamen in den folgenden Jahren u.a. der Vorsitz im Bezirksfachauschuss Ringen, Vorstandstätigkeit im DTSB-Bezirksvorstand und im Ringerverband der DDR. Nach der politischen Wende wurde ihm weiter auch über die Landesgrenzen hinaus das Vertrauen ausgesprochen, so dass er bis 2009 als Präsident des Landesringerverbandes Sachsen-Anhalt fungierte und danach zu dessen Ehrenpräsidenten ernannt wurde.

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Sein ehrenamltiches und vielfältiges sportliches Engagement zu gunsten der Nachwuchs- und Jugendförderung, als auch der Entwicklung des Ringkampfsportes und der internationalen Beziehungen wurde über die Jahre durch viele Auszeichnungen gewürdigt. Neben Ehrennadeln des DRV der DDR, wie auch des Deutschen Ringerbundes und der Landessportverbände wurde er auch mit der Guts-Muts-Ehrenplakette des Thüringer Landessportbundes und dem Bundesverdienstkreuz im Jahr 2011 ausgezeichnet. Diese Auszeichnungen machte nicht nur ihn, sondern besonders seine „Germanen“ stolz.

An den aktuellen Reaktionen auf den präsidialen Wechsel erkennt man seine Bekanntheit und Beliebtheit und vor allem welch’ Respekt und gute Erinnerungen ihm überall Zuteil werden. Ob auf Facebook, persönlich oder am Telefon und per E-Mail, aus vielen Richtungen kommen gute Wünsche, herzliche Grüße von ehemaligen Sportlern und Weggefährten.

Lange Zeit hatte Gerd über diesen Schritt schon nachgedacht und doch immer wieder seine historische Aktentasche gepackt und sich um alles gekümmert. Nun wurde der Nachfolger einstimmig durch die anwesenden Mitglieder gewählt. Lothar Finke, selbst seit den 80ziger Jahren im Verein als Helfer und Übungsleiter bei den jüngsten Mattenfüchsen oder Mannschaftsleiter der zweiten und ersten Mannschaft ehrenamltich tätig, hat nun die Nachfolge von Gerd angetreten.

Lothar freute sich über die Zustimmung der Vereinsmitglieder und auf die neue Aufgabe, für die er all seine Kraft und Engagement einbringen möchte.

Doch der neue Präsident konnte ein mulmiges Gefühl nicht unterschlagen, welches ihn trotz der Freude umschlich. Wird man doch an seinem Vorgänger gemessen und dies heißt mit Lothars Worten, in die „sehr große Jacke von Gerd hineinzuwachsen“. Aber Gerd, wie auch die weiteren Vorstandsmitglieder, machten ihm Mut und sicherten Lothar, jederzeit ihre Unterstützung für die kommenden Aufgaben zu.

Und wer Gerd kennt, der weiß genau, was alle „Germanen“ an ihm so schätzen und nicht missen möchten. Darum war es selbstverständlich, dass Gerd noch am Abend der Versammlung die Ehrenpräsidentschaft verliehen wurde. Denn wir hoffen, dass wir ihn noch lange in unserer Mitte begrüßen und mit ihm Erfolge feiern können. Kann er doch zukünftig, so hoffen wir zumindest, ganz „streßfrei“ die Ringkampfabende und Wettkampfveranstaltungen besuchen.

Aber wir wünschen ihm auch schöne und erholsame Stunden mit seiner Familie und danken an dieser Stelle ganz besonders seiner Ehefrau Adelheid, die ihn all die Jahrzehnte und unzähligen Stunden unterstützte und den Rücken für all seine Aufgaben im Ringkampfsport frei gehalten hat.

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Gerd Pillep und Lothar Finke bei der Amtsübergabe.