Fernziel Tokio Ringer Erik Thiele will zu den nächsten Olympischen Spielen

Wenn Erik Thiele durch eine Tür hinein tritt, wird es nicht gleich komplett dunkel, aber der 21-Jährige ist mit seinen 1,85 Meter und den knapp zwei Zentnern Kampfgewicht doch eine ziemlich stattliche Erscheinung. Und am Dienstagnachmittag, als Thiele die Geschäftsstelle des KAV Mansfelder Land in Eisleben betrat, wurde es in dem kleinen Raum in der ersten Etage noch ein bisschen enger.

Ringertalent: Erik Thiele ist neunfacher Deutscher Meister

Erik Thiele ist eines der größten Ringertalente, die Deutschland derzeit hat. Er ist bereits neunfacher Deutscher Meister. In jedem Jahrgang, in dem er an den Start gegangen ist, gewann er. Dazu ist er mit sechs internationalen Medaillen bestückt. Sein wohl bisher größter Erfolg ist Bronze bei der Europameisterschaft 2016 – beim ersten Start im Seniorenbereich versteht sich.

Jetzt ist Thiele zurück in Eisleben. Der Sohn des ehemaligen Bundestrainers Sven Thiele, seines Zeichens 16-facher Deutscher Meister und Vizeweltmeister 1995, startet ab 1. September bei Einzelmeisterschaften wieder für den KAV, für den er bereits in der Saison 2015/16 in der 1. Bundesliga gerungen hat. „Der Kontakt“, erzählt der Sportliche Leiter und Geschäftsführer des Clubs, Andreas Kraus, „ist nach seinem Abgang damals nie abgerissen“.

Erik Thiele (Mitte) hat am Dienstag offiziell gemacht, dass er ab dem 1. September bei Einzelmeisterschaften wieder für den KAV Mansfelder Land ringt. Neben ihm der Geschäftsführer Andreas Kraus (l.) und Präsident Lutz Haring. Foto: Große

Für Thieles Rückkehr gibt es mehrere Gründe. Nummer eins ist, dass der aus Braunsbedra stammende Ringer künftig an der Fachhochschule der Polizei in Aschersleben eine Ausbildung im gehobenen Dienst startet. In den letzten beiden Jahren hat er bereits in Sachsen eine Polizeiausbildung absolviert, allerdings im mittleren Dienst. Um daraus später doch noch in den gehobenen Dienst zu kommen, müsste Thiele noch einige Jahre investieren. „Die spare ich mir jetzt.“

Beim KAV Mansfeld will Erik Thiele auch von den für ihn besseren Trainingsbedingungen profitieren. Er wird in Eisleben zukünftig wieder von seinem Vater gecoacht, dazu stehen ihm bessere Trainingspartner zur Verfügung, wie zum Beispiel der russische Weltklasse-Kämpfer Ansor Urischew, über den Thiele beinahe schon liebevoll sagt, er würde tanzen auf der Matte.

Unter diesen Bedingungen will die 21 Jahre alte deutsche Hoffnung den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung machen. Denn das Jahr 2017 war bisher ein verlorenes. Im Frühjahr musste sich Thiele einer Knieoperation unterziehen, die ihn zwei, drei Monate außer Gefecht setzte. „Jetzt ist der Fokus aber nach vorne gerichtet“, sagt er.

Erik Thiele will bei der U23-Weltmeisterschaft in Polen eine Medaille holen

Sein kurzfristiges Ziel ist die U23-Weltmeisterschaft in Polen im November dieses Jahres. Da hat sich Thiele vorgenommen, mit einer Medaille nach Hause zu kommen. Langfristig ist aber alles auf etwas anderes ausgelegt.

Olympia 2020 in Tokio, Japan. Das ist Erik Thieles Ziel, da will er hin. Und das trauen ihm auch viele zu. Die Qualifikation dafür findet für den Freistil-Ringer jedoch erst bei der Weltmeisterschaft im Jahr 2019 statt, die Vorbereitung hat aber schon jetzt mit seiner Rückkehr zum KAV begonnen.

In der neuen Deutschen Ringer Liga wird Thiele übrigens nicht für den Club aus Eisleben starten, da immer noch die vom Deutschen Ringer-Bund angedrohten Konsequenzen im Raum stehen, dass ein Start eine Sperre nach sich ziehen könnte. Thiele wird dafür in der neuen Saison in der 1. Bundesliga für den SV Wacker Burghausen ringen „Er ist ein Opfer der Querelen“, sagt Andreas Kraus. Thiele selbst könnte sich einen kompletten Wechsel im kommenden Jahr gut vorstellen, wenn alle Probleme aus dem Weg geräumt sind. Für nächste Woche sind Gespräche zwischen Liga und Bund angedacht. (mz)

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