Mahachkala (RUS) – Unter die ganz Großen des Ringkampfsportes mischten sich die deutschen Freistilasse, die beim Ali Aliyev-Turnier in Mahachkala gegen die besten Ringer aus Nationen wie Kuba, Usbekistan, Kasachstan, Indien, China, Mongolei, Armenien, Weißrussland, Aserbaidschan, Moldawien – und natürlich aus dem Gastgeberland Russland antraten, die das Weltniveau bestimmen.
Eine deutsche Freistilauswahl reiste mit dem Trainergespann Aleksandr Sommer und Andryy Shyyka bereits eine Woche vor dem Turnier, dass zu den stärksten der Welt zählt in die Republik Dagestan, ans Kaspische Meer, um schon im Vorfeld des Turnieres mit den starken russischen Athleten zu trainieren. 12 Ringer hatten sich dem Troß nach Dagestan angeschlossen. Im Rahmen des Lehrgangs gab es auch ein Basketballturnier (nach Ringerregeln), bei dem das deutsche Team unter 13 Mannschaften einen beachtlichen 3. Platz belegte.
„Wir sind mit einer großen Mannschaft nach Mahachkala gekommen, hatten hier optimale Voraussetzungen, die Belastung war enorm hoch, nicht alle Jungs können das verkraften, einige müssen sich hier wirklich durchschlagen und kämpfen, doch im Großen und Ganzen ist alles gut für uns verlaufen“, so Aleksandr Sommer, der seit einem Jahr die Freistilringer im Bundesstützunkt Brandenburg betreut und gute Kontakte in die Freistilhochburg Dagestan hat.
Beim Turnier selbst traten 252 Freistilringer aus 23 Nationen an, wobei Russland mit 115 Athleten knapp die Hälfte des Teilnehmerfeldes stellte. Sozusagen aus dem vollen Galopp des Trainingscamp‘s bestritten die deutschen Ringer in der 5000 Zuschauer fassenden Ali-Aliyev-Arena, die Begegnungen.
Beim Turnier, dass vom 1.-3. Mai seine 50. Auflage hatte, zeigte sich, dass der Abstand zur Spitze noch groß ist und die deutschen Ringer vor allem im technischen Bereich Defizite haben, sowie einen Schuss zuviel Respekt vor großen Namen.
Gleich zum Auftakt des ersten Wettkampftages wehrte sich Ramzan Awtaev (65 kg) gegen Roman Asharin (HUN) nach Kräften, in der zweiten Runde ließ der Ungar deutlich nach und Awtaev kämpfte sich heran, konnte aber das Ergebnis nicht mehr zu seinen Gunsten drehen. Ein schweres Los hatte Nico Zarcone (61 kg) mit dem Kubanischen Spitzenringer Bonne Yowlys gezogen, der spätere Drittplatzierte wirbelte den deutschen Ringer auch einmal mit einem doppelten Beinausheber durch die Luft und hatte am Ende die Nase klar vorn.
Im Limit bis 70 kg bekam es Kevin Henkel mit dem Mongolen Temuujin Mendbileg zu tun, gegen den er gute Ansätze zeigte, die er aber nicht in Punkte ummünzen konnte.
Auch Johann Steinforth (74 kg) hielt gegen Nikita Suchkov (RUS), der es bis ins Halbfinale schaffte- dort scheiterte – und am Ende 5. wurde, über weite Strecken des Kampfes gut mit, erst als der russische Ringer gegen Ende der zweiten Runde einen Gang höher schaltete, konnte der Sportsoldat aus Sachsen-Anhalt nicht mehr gegenhalten. Da Suchkov das Finale verfehlte, war für Johann Steinforth das Turnier beendet, der Sportsoldat konnte damit auch nicht mehr über die Hoffnungsrunde neu ins Kampfgeschehen eingreifen.
Der Luckenwalder Franco Büttner griff im Achtelfinale ins Kampfgeschehen ein, traf dort jedoch auf Malik Shavaev (RUS), gegen den Büttner chancenlos war und der im weiteren Turnierverlauf ebenfalls erst im Halbfinale gestoppt wurde.
Achmed Dudarov (86 kg) gewann seinen ersten Kampf ohne zu schwitzen, denn sein Gegner Suleiman Omarov (RUS) hatte sich beim Aufwärmen verletzt und konnte nicht antreten. Im zweiten Duell hielt Dudarov gegen Javrail Shapiev (AZE) zunächst gut mit, gab dann gegen den späteren Dritten jedoch Punkt für Punkt ab, unterlag und schied damit auf Platz 9 unter 31 Startern dieser Gewichtsklasse aus.
Johannes Deml (ebenfalls 86 kg) erschreckte Zbigniew Baranowski (POL) gleich in der ersten Runde mit einem schnellen Beinangriff, doch dann setzte sich die Routine des Polen durch, der zuletzt starke, internationale Ergebnisse vorweisen konnte. Der dritte, deutsche Mittelgewichtler war Lars Schaefle, der Südbadener unterlag gegen den Bulgaren Svetoslav Dimitrov und schied aus.
Einen siegreichen Auftaktkampf bestritt Gennadij Cudinovic eine Gewichtsklasse höher (97 kg) gegen den Chinesen Haobin Gao, den er mit schönen Techniken auspunktete. Auch im zweiten Duell kämpfte der Saarländer gegen Shamil Musaev (RUS) auf Augenhöhe, erst kurz vor Kampfende gab Gennadij Cudinovic die entscheidenden Punkte ab.
Erik Thiele kämpfte ebenfalls im Halbschwergewicht bis 97 kg, er unterlag im Achtelfinale jedoch gegen Reineris Salas Perez (CUB) hauchdünn nach Punkten, der Endspurt brachte nichts Zählbares ein. Der Kubaner erreichte das Finale und so konnte Erik Thiele am Folgetag in der Hoffnungsrunde weiter kämpfen. Dort traf Thiele auf Gheorghe Erhan (MDA), den der Sportpolizist aus Eisleben mit technischer Überlegenheit bezwingen konnte. Doch gegen den Aserbaidschaner Aslanbek Alborov war dann für Thiele nach einer knappen Punktniederlage endgültig Schluss. Mit dem 8. Platz erzielte Erik Thiele die beste, deutsche Platzierung in diesem Weltklasseturnier und stand damit genau einen Rang vor Cudinovic, der den 9. Platz belegte. „Erik Thiele fehlt es noch etwas an Selbstvertrauen, er traf auf hier in Mahachkala auf absolute Topleute und ich bin der Meinung, dass er ein Niveau erreicht hat, mit dem er gegen diese Spitzenathleten auch gewinnen kann“, so Aleksandr Sommer, der die größte Baustelle noch im technisch-taktischen Bereich sieht.
Nick Matuhin und Felix Krafft traten im schwersten Limit bis 125 kg an, während der Südbadener Felix Krafft sein Auftaktduell in der Qualifikation gegen Yermukambet Inkar (KAZ) deutlich verlor, konnte Nick Matuhin, der in der Bundesliga ebenfalls für den TuS Adelhausen kämpft, sein Einzelstartrecht jedoch beim 1. Luckenwalder SC hat, gegen Yusip Batirmurzaev (KAZ) bedingt durch eine starke erste Runde gewinnen. Im Achtelfinale riss der Erfolgsfaden, Matuhin unterlag trotz starken Endspurts gegen Zolonboo Natsagsuren (MGL). Nick Matuhin beendete das Turnier auf Rang 12, Felix Krafft kam über Rang 22 nicht hinaus.
Mit einem 8. Platz durch Erik Thiele und zwei 9. Rängen, die Achmed Dudarov und Gennadij Cudinovic erkämpften, erzielte das deutsche Team hinter Russland, Aserbaidschan, Usbekistan, Weißrussland und Kuba einen achtbaren 6. Platz.
„Etwa 4.500 Menschen waren in der Halle, die Atmosphäre hier war großartig, ich glaube es gibt nur wenige Welt- und Europameisterschaften, die mit einer solchen grandiosen Stimmung mithalten können“, ist das deutsche Trainergespann vom Umfeld der Kämpfe ebenso begeistert, wie vom Geschehen auf der Matte selbst. „Die Halle war voll mit großartigen Fans, die nicht nur die eigenen Sportler anfeuerten, sondern dem Gegner applaudierten, wenn er stark kämpfte und das motiviert jeden Sportler“, so Aleksandr Sommer in seinem Resümee des Ali Aliyev-Turnieres.